Pulverdampf und die Gesundheit
Der dynamische Schiesssport ist ein tolles Hobby, das sowohl auf Aussenplätzen als auch in Schiesskellern ausgeübt werden kann. In der IDPA & IPSC Sektion des SSVW gab jedoch ein Punkt bereits mehrmals Anlass zu Diskussionen - wie steht es mit den Schadstoffen der Munition, die man da so einatmet ?
Als dynamischer Schütze und vor allem SO ist man den Emissionen der Munition wesentlich stärker ausgesetzt als ein Standschütze, denn die Gase der Patrone (von Zündhütchen, Pulver, Blei vom Geschoss) werden beim Schuss nach vorne ausgestossen - und der Schütze sowie SO bewegen sich in den meisten Fällen auf einem Stage nach vorne und somit in die Gaswolke des Schützen hinein. Auch ist die Lüftung der Schiesskellern typischerweise von hinten nach vorne aufgebaut, der Pulverdampf wird somit nach vorne in Richtung Kugelfang transportiert.
Der scharfe Schuss einer 9mm Para Pistole produziert im Lauf Gase mit einem Druck von ca. 1'900-2'300 Bar, darin sind dann Gasteilchen von Zündhütchen, Pulver sowie Abbrand des Geschossbodens vorhanden und somit kommt ein Cocktail von verschiedenen Chemikalien inklusive Bleidampf zustande. Prallt das Geschoss auf eine harte Oberfläche, wie z.B. auf einen Stahl-Kugelfang, Popper oder Plate, dann zerlegt sich dieses und setzt erneut Bleifragmente sowie Blei-Staub im Kugelfang oder rund um das Stahlziel frei. Dies einzuatmen ist nicht optimal, darum ist es sicherlich nicht verkehrt hier etwas Wissen aufzubauen. Interessanterweise findet man in diesem Bereich nicht allzuviel greifbare Informationen und hört man sich in der Schützenwelt um, bekommt man meist nur ein Schulterzucken, eigene Meinungen - aber keine wirklichen Daten.
Der Schweizerische Schiesssportverband SSV hat sich erfreulicherweise dem Thema angenommen und eine gute Info-Seite mit entsprechenden Berichten, Messungen und Studien zusammengestellt:
SSV: Schadstoffe im Schiesssport
Der dynamische Schütze sollte sich diesem Zustand bewusst sein, denn er kann mit einigen Hilfsmitteln die Belastung deutlich reduzieren:
- Verwenden von Nontox oder Sintox Munition
- Verwenden von Geschossen mit geschlossenem Boden (Vollverkupferte Ausführung)
- Verwenden von FFP2 oder FFP3 Masken bei hohen Schusszahlen oder schlechter Lüftung
- Nur Schiesskeller mit guter (und gewarteter) Lüftung wählen
- Beim Aufräumen, Wischen des Bodens usw. eine Maske tragen
- Hände waschen nach dem Training/Wettkampf und vor dem Essen
Weitere Tips stehen in den oben erwähnten SSV Berichten.
Macht man sich Gedanken oder Sorgen über eine erhöhte Bleibelastung, kann diese beim Hausarzt mittels Blutprobe gemessen werden, dann hat man Gewissheit und kann im schlimmsten Falle Gegenmassnahmen einleiten.
Ist man Wiederlader, sollte man auf folgende Punkte achten:
- Geschosse mit geschlossenem Boden verwenden (eliminiert Bleidämpfe in der Gaswolke beim Schuss)
- Schadstoffarmes Pulver und Zündhütchen verwenden
- Beim Hülsenreinigen ein Verfahren wählen das staubfrei arbeitet oder Handschuhe und eine Maske tragen
- Hände waschen nach dem Arbeiten mit den Komponenten
Mit den oben erwähnten Tips kann ein sehr grosser Teil der Schadstoff-Belastung eliminiert werden und je mehr die Schützen sensibilisiert sind, desto besser - was die Kollegen einsetzen hat man selber nicht im Griff.
Januar 2023 - D.Girardet